Evangelische Bank eG


Erweiterung und Sanierung von Bürogebäuden aus den 50ern und 80ern zu einem Verwaltungsgebäude mit modernen Arbeitswelten
Arbeiten und Verwaltung

2017-2020

 

Der Ständeplatz in Kassel ist Teil des baulichen Neuaufbaus in den 50er Jahren. Der langgezogene historische Platz verband die Innenstadt mit der Erweiterungsvierteln des 19. Jhdt. und gehört heute mit dem geschlossenen Ensemble seiner 50er-Jahre-Bauten zu einem Identifikationsort in Kassel. Daher ist die Grundhaltung unseres Wettbewerbsbeitrages - 2016 mit dem ersten Preis ausgezeichnet -, das Weiterbauen an der Stadtgestalt. Das bestehende, erweiterte Gebäude soll als prägnantes Bauwerk wirken, das für Mitarbeiter, Kunden und Besucher eigene Raumidentitäten schafft, Tradition mit Innovation verbindet und vor allem nachhaltig und sorgsam den Bestand erweitert und Neues hinzufügt.

Die Evangelische Bank eG ist ein moderner Finanzdienstleister für den kirchlich-diakonischen und sozialen Bereich, der das Thema Nachhaltigkeit umfassend in seinem Geschäftsmodell verankert hat. Mit ihrer Maßnahme zur „Neuordnung“ wird das Ziel der Optimierung und Umstrukturierung der bisher auf verschiedene Gebäude verteilte Abteilungen in einem Gebäudekomplex verfolgt. Hierfür sollen das bisher genutzte Gebäude Seidlerstraße mit dem denkmalgeschützten Gebäude Ständeplatz verbunden werden. Zusätzliche Flächen legen wir wie einen neuen Mantel um das alte Gebäude herum und formen damit die städtebauliche Figur. Der denkmalgeschützte Altbau am Ständeplatz wird über eine zusätzliche Halle mit dem „alten“ Neubau verbunden. Das Denkmal bewahrt somit seine Eigenständigkeit. Die zentrale Eingangshalle gliedert den Straßenblock und kann von drei Seiten aus erschlossen werden. Sie dient auch als Veranstaltungsraum, der seinen ästhetischen Reiz aus der sandgestrahlten Sichtbetonstruktur des Tragwerkes und dem transluzent erscheinenden hölzernen Raum der Stille erhält. Das sanierte Gebäude Ständeplatz 19 bildet damit die neue bis weit in die Friedrich-Ebert-Straße hinein wahrnehmbare Adresse. Der bisher abweisende Straßenblock, dessen Büroflächen festungsartig über den Parkgeschossen situiert waren und der eine Höhendifferenz von zwei Geschossen aufweist, wird mithilfe von öffentlichen, ebenerdig zugänglichen Räumen u.a. mit einem Cafe, Restaurant und den Beraterräumen der SB-Zone in den städtischen Raum eingebunden. Ebenso wird die Geschlossenheit durch einen grünen Innenhof und einen zweigeschossigen begehbaren Dachgarten, der dem Konferenzbereich zugeordnet ist, großzügig unterbrochen und unterstützt damit die nachhaltige Standortqualität des innerstädtischen Ensembles.

Durch den Erhalt der vorhandenen Primärkonstruktion konnten in der Erstellung (graue Energie) mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen gegenüber einem vergleichbaren Neubau eingespart werden.  Erhalten wurden die drei funktionierenden Untergeschosse einschließlich der bestehenden natürlichen Lüftung, die drei vorhandenen Erschließungskerne sowie der Rohbau der Obergeschosse. Lediglich die Fassade und ein Teil des Bestandes wurden rückgebaut, um den Anschluss der neuen Bauteile zu ermöglichen.

Das Gebäude ist funktional klar gegliedert. Die neue Eingangshalle verknüpft alle Seiten des Blocks und stellt das Herz des Ensembles dar. Die Halle wird durch den introvertiert gestalteten Raum der Stille, der kapellenartig an der Rückwand „schwebt“, geprägt. Er wirkt präsent, aber auch entrückt als ideelles Zeichen für die Wurzeln und den Ursprung der Bank. Gleichzeitig wird der alte Tresor - symbolisch für die traditionelle Bankenwelt stehend- als Zeitschicht herausgearbeitet. Er steht als sichtbarer Kontrast zur heutigen digitalen Welt, der „Bank 4.0“. Die Gebäudeteile sind durch die zentral situierten Kerne in flexible ca. 400m2 große Flächen teilbar, die als „Open Space“ ein zeitgemäßes Arbeiten, mit Ruhezonen und Einzelarbeitsplätzen, ermöglichen. Letztlich eine Fläche die jederzeit mit neuen Nutzungen versehen werden kann und damit nachhaltig Ressourcen schont. Zusätzlich zu den Abteilungsgliederungen wurden noch ordnende horizontale Schichtungen erarbeitet. In den nahbaren Erdgeschossen befinden sich u.a. die Abteilungen mit direkten Kundenkontakt, darüber sind die internen Verwaltungsbereiche und in den oberen Geschossen ist mit einer grandiosen Aussicht über die Stadt Kassel Vorstand und Konferenzbereich angeordnet. Der Konferenzbereich kann - getrennt von den internen Bereichen - mit einem eigenen Zugang fremd vermietet werden. Die Erweiterung des Gebäudes ist als ausgemauertes Stahlbetonskelett ausgeführt, das mit einer hellen Kalksteinfassade verkleidet wird und sich damit in den umgebenden Kontext einbindet. Analog zu dem denkmalgeschützten Ständeplatz bildet die Ergänzung ebenfalls ihre Konstruktion ab, behandelt das Material aber als vorgehängte Fassade spielerischer, indem sich die senkrechten Pfeilervorlagen nach oben verjüngen und die Massivität auflösen. Die Aluminiumfenster sind zweifarbig eloxiert, die Brüstungs- und Sturzelemente werden dunkel abgesetzt. Der aussenliegende Sonnenschutz wird als Markisolette, mit sandfarbenem Screen verdeckt hinter der Sturzverkleidung untergebracht. Insgesamt sollen die Materialien Sinnlichkeit und Natürlichkeit ausstrahlen und eine für Kunden und Mitarbeiter spürbare Nachhaltigkeit vermitteln.

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