Aktiv-Plus-Haus


Umbau und energetische Ertüchtigung eines Gebäudes aus den 70ern in ein energieautarkes Wohnhaus
Wohnen

2016-2017

Solarpreis 2018

 

Das Gebäude ist ein Umbau eines Walmdachbungalows aus den 70ern. Es besteht aus neuen Wandscheiben aus Naturstein und Deckenscheiben aus Brettschichtholz und kann als Smart-Home energetisch autark betrieben werden. Es verfügt über Eisspeicher, eine PV- und solarthermische Anlage sowie über einen wassergeführten Kamin. Technik und räumliches Konzept sind gestalterisch integrativ entwickelt; das räumliche Konzept soll wirksam bleiben.

Unsere Bauherren wünschten sich gestalterisch explizit ein Haus „in der Tradition der Moderne“, luftig, transparent und mit sinnlich spürbaren Materialien. Gleichzeitig sollte aber die Umsetzung unserem heutigen Wissen über Nachhaltigkeit und erneuerbarer Energie entsprechen.

Das Grundstück liegt am Rande eines Landschaftsschutzgebietes, ländlich
und doch innenstadtnah. Das vorhandene bestehende Gebäude, ein dunkler Walmdachbungalow aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde größtenteils zurückgebaut, mit Hilfe von spielerisch verteilten Wandscheiben wurden Räume und Funktionen zoniert. Auf den mit bruchrauhem Kalkstein bekleideten Wänden liegen als Gegenstück horizontale, weit auskragende Deckenscheiben. Während das Untergeschoss (restlicher Bestand) und das neue Erdgeschoss massiv ausgeführt sind, bestehen die Deckenscheiben und das Obergeschoss aus einer Brettschichtholzkonstruktion, die an der Unterseite sichtbar gelassen wurde.

Große Glasflächen mit schwellenlosen Schiebetüren öffnen das Haus in die Landschaft und stellen die Wandscheiben frei. Innen und außen verschmelzen. Die Materialien Stein und Holz können unmittelbar wirken.

Der Wunsch nach einem autarken Energiekonzept führte, um die Steuerung der verschiedenen Systeme realisieren zu können, zu einer Smarthome-Technologie (System Loxone), so dass sich die technischen Funktionen des Hauses jetzt bequem von unterwegs über das Handy steuern lassen.

Die Wärmeenergie für die Fußbodenheizung und das Warmwasser des Hauses wird erneuerbar über zwei Eisspeicher, gekoppelt mit einer Sole-Wasser-Wärmepumpe und einem wassergeführten Brennholzkamin, erzeugt. Der Eisspeicher als latenter Wärmespeicher, bestehend aus zwei 3,5 m² großen Betonzisternen, wird durch eine circa 40,0 m² große Absorberfläche (solar-thermische Röhrenkollektoren) im Sommer wieder aufgetaut. Der Strom für die Wärmepumpe, das Licht sowie die technischen Geräte wird durch eine circa 50 m² große Ost-West-Gerichtete PV-Anlage auf dem Dach relativ gleich-mäßig über den Tag verteilt erzeugt. Der überschüssige Strom wird mithilfe von vier Lithium-Ionen-Batterien gespeichert. Durch diese technischen Anlagen kann das Haus alle notwendige Energie zum Betrieb selbst erzeugen und darüber hinaus Strom für weitere Nutzungen wie Mobilität speichern. Die Gasbrennwerttherme aus dem Bestand wird als redundante Sicherung für Spitzenlasten weiterbetrieben.

Neben der architektonischen Formfindung lag die entwerferische Herausfor-derung in der Auseinandersetzung mit der Anordnung und Dimension der Technik, die in das gestalterische Konzept integriert werden sollte. So sind von dem Eisspeicher lediglich zwei begrünte Kanaldeckel in der Wiese zu sehen und die großflächige PV-Anlage und die Absorberfläche nutzen die großen, auskragenden, horizontalen Deckenscheiben. Die Technik ist damit keine selbstverliebte Gestaltungskomponente, sondern ihre Bauteile sind ganz selbst-verständlich in die Gestaltung eingegliedert, so dass die räumlichen und ästhetischen Qualitäten des Gebäudes herausgearbeitet werden können. Die regenerativ erzeugte Energie für den Betrieb des Gebäudes trägt dazu bei, dass das ressourcenverbrauchende Einfamilienhaus Teil eines ökologischen, städtischen Gesamtsystems bleibt.

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